Geschichten von der Pflegestelle

Mit dieser neuen Rubrik wollen wir einen kleinen Einblick in die Arbeit unserer ehrenamtlichen Pflegestellen geben. Sie bemühen sich um jedes einzelne Tier und stehen dabei immer wieder neuen Herausforderungen gegenüber. Wie der Alltag auf einer Pflegestelle aussehen kann, kannst Du hier lesen:

„So viel Kacka!“

Katzenbabys sind süß und niedlich, nicht größer als eine Handfläche und bezaubern jeden mit ihren kleinen Kulleraugen. Sie tapsen unbeholfen durch ihr noch junges Leben und verbreiten allein vom Zuschauen schon gute Laune. Knäulen sie sich auch noch zu mehreren schmusend ineinander, wird selbst der härteste Kerl weich. Nicht umsonst gibt es im Internet kaum etwas Erfolgreicheres als Katzenvideos. Aber wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Die so knuddelig und unschuldig anmutenden Fellbündel können auch ganz anders:

Geschichten von der Pflegestelle
Hier machen die kleinen Kätzchen auf niedlich und harmlos …

Im vergangenen Spätsommer kamen 6 kleine Kätzchen aus zwei Würfen auf eine unserer Pflegestellen. Vier wurden in Hottorf auf einem Firmengelände gefunden. Dort existierte bereits eine Futterstelle für verwilderte Hauskatzen. Von einem dort aufgetauchten Muttertier wurde der Nachwuchs eingesammelt, um ihnen ein gutes Leben in menschlicher Obhut ermöglichen zu können.

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Und da muss das Kacka rein?

Die Mutter selber wurde von SAMT kastriert, um weiteren unerwünschten Nachwuchs zu verhindern, und später an ihre Futterstelle zurückgebracht. Zwei weitere, mutterlose Kätzchen retteten Spaziergänger von einem Feld bei Güsten. Diese beiden Gruppen fanden sich nun vereint auf der Pflegestelle wieder. Wer jetzt denkt, ach wie schön, ein putziger Haufen Katzenbabys, der hat noch nicht durchmachen müssen, was die Pflegeeltern erlebt haben. Sechs Kätzchen bedeuten viele kleine Futternäpfe. Und die wollten regelmäßig gefüllt sein. Sieben Mahlzeiten pro Tag. Das waren 2 kg Futter, die die kleinen Mäulchen wie Staubsauger täglich in sich hineinsaugten. Und nach jeder Mahlzeit musste das Schlachtfeld gereinigt werden, Näpfe, Essenplatz und auch die Kätzchen selber, die beim Futtern auch gern schon mal mitten im Essen standen. Und was in unsere Kätzchen reinging, kam natürlich auch irgendwann wieder heraus. Gefühlt doppelt so viel, wie hinein. Es schien fast die Hauptbeschäftigung der Kleinen zu sein, auf dem Klöchen zu sitzen. So viel Kacka!

Puuuh! Das tat gut!
Puuuh! Das tat gut!

Die Pflegeeltern sprangen eigentlich pausenlos zwischen Supermarkt, Küche und Mülltonne hin und her. Dazu kamen noch die Verwüstungen im Haus. Nichts war vor den kleinen Monstern sicher. Alles, wirklich alles musste aus dem Weg geschafft werden, Vorhänge, Pflanzen, Deko usw. Zudem lauerten überall Gefahren in Form von aufgeklappten Toilettendeckeln, gekippten Fenstern, Stromkabel und vielem mehr, die abgestellt werden mussten. Alles, wirklich alles war ausgesprochen interessant, weckte die Neugier der Heranwachsenden und musste sofort ausprobiert werden. Da blieb den Pflegeeltern auch schon mal kurz das Herz stehen, wenn eines der Kleinen meinte, den anderen einen gefährlichen Balanceakt in schwindelerregender Höhe vorführen zu müssen. Der ganze Tagesablauf wurde rund um das Leben der Babys geplant. Mussten die Pflegeeltern mal länger als drei Stunden das Haus verlassen, wurden direkt Freunde und Bekannte als Babysitter eingespannt.

Katzenbaby im Katzenklo
Ich bin drin. Und wie geht es jetzt weiter?

Weil die Kätzchen ohne Mutter aufwuchsen, lernten sie viel voneinander: Spielen, Fangen, Angriff und Verteidigung. Aber auch die Ersatzeltern waren gefordert. Dass Katzen gestreichelt werden möchten, liegt nämlich so gar nicht in ihrer Natur.

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Was? Mitspielen? Du?

Und unsere Miezen mussten erst noch lernen, wann die Krallen besser drin und wann besser draußen sein sollten. Meist waren die Schützlinge nach einer Stunde Spielen und Herumtollen so ausgepowert, dass sie dann an Ort und Stelle auf die Seite plumpsten und in einen tiefen, erholsamen Schlaf verfielen. Das war schon ulkig anzusehen. Zwei der Fellknäule litten an Katzenschnupfen und sollten Tabletten schlucken. Das schmeckte den beiden, wie man sich vorstellen kann, gar nicht. Und so kam Trick 17 zum Ersatz: jeweils eine halbe Tablette wurde in ein Leckerchen gedrückt und wanderte so unbemerkt in die kleinen Schnütchen. Zudem musste das ganze Rudel, da alle in freier Wildbahn aufgegriffen wurden, trotz ihres zarten Alters bereits entwurmt werden, was leider unschönen Durchfall zur Folge hatte. Die Katzentoilette musste von morgens bis abends im Auge behalten werden.

Puh! Gut, dass Ihr das hier nicht riechen könnt!
Puh! Gut, dass Ihr das hier nicht riechen könnt!

Mit ca. 6 Wochen kamen die Kleinen auf die Pflegestelle, und nach ca. weiteren 6 Wochen wurden sie vermittelt. Immer zu zweit, um einen Spielgefährten zu haben. Die letzten gingen Ende November, alle in ein schönes neues Heim mit Garten zum Toben. In dieser doch sehr kurzen Zeit haben die Kätzchen das Doppelte an Gewicht zugelegt, von ca. 500-600g auf 1 bis 1,2 kg. Sie haben alles gelernt, was sie für einen guten Start ins Leben brauchten. Sie wurden medizinisch versorgt, damit sie gesund in ihr neues Zuhause kommen konnten. Und durch die hingebungsvolle Zuwendung ihrer Pflegeeltern wurden sie an ein Leben mit Menschen gewöhnt und in kleine Schmusekätzchen verwandelt.

Katzenbaby reißt das Maul auf
Soo vieel Kackaa!

Es war wie ein kurzer Sturm, der vorüberzog. Die Pflegeeltern waren auf der einen Seite natürlich erleichtert, dass wieder Ruhe im Haus eingekehrte. Auf der anderen Seite verloren sie auch in diesem kurzen Zeitraum bereits ihr Herz an die kleinen Jungkätzchen. Neben einem lachenden gibt es immer auch ein weinendes Auge, wenn die Zöglinge ins neue Zuhause zu ihren neuen Familien gebracht werden. Es bleibt jedoch nie viel Zeit zum Traurig sein, denn schon bald kommen die nächsten Schützlinge, die es zu versorgen gilt – mit Liebe auf Zeit.

Ein Kommentar


  1. Das ist wirklich eine schööööne Geschichte :))
    Alle 6 Katzenkinder haben sich im jeweiligen neuen Zuhause total gut eingelebt
    und sind geliebte Familienmitglieder geworden.

    Antworten

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