Von Eva Volk/ SAMT e. V. Hallo, mein Name ist Trixi. Ich bin eine ganz normale Katzendame und jetzt 14 Jahre alt. Und ich bin sehr allein. An meine Kindheit kann ich mich nicht mehr so gut erinnern, aber ich weiß noch, dass ich mit vielen anderen kleinen Kätzchen nach Herzenslust tobte und spielte. Wenn wir erschöpft waren, haben wir uns an Mama gekuschelt und selig geschlummert. Es war einfach herrlich. Eines Tages kamen fremde Menschen – große und kleine – und spielten und kuschelten mit uns allen. Das war toll! So viel Zuneigung! Zu guter Letzt steckten sie mich in ein Körbchen und trugen mich weg.
Ruckzuck waren wir irgendwo, wo ich noch nie gewesen war. Lauter unbekannte Räume und Gerüche. Irgendwann schlief ich dann vor lauter Erschöpfung ein. Als ich erwachte, waren meine Geschwister immer noch nicht wieder da. Und auch Mama nicht. Aber da ich Hunger hatte, traute ich mich aus meinem Versteck hervor und schlich mit ganz kurzen Beinchen zum Napf. Später kamen wieder die kleinen und großen Menschen und streichelten, spielten und kuschelten mit mir. Bällchen- und Mäuschenfangen und mit den Kindern durchs Haus toben – könnten das meine Geschwister miterleben!
Interessant fand ich ja auch die großen Fenster zum Garten, draußen war ja so viel los! Aber leider durfte ich da nicht hin, obwohl ich doch Vögel, Mäuse und Artgenossen sehen konnte. Das sei zu gefährlich, wurde mir bedeutet. Immer wenn die Menschen draußen waren, durfte ich nur durch die Scheiben zusehen. Manchmal kam ein großer Kater ganz nah ans Fenster. Ich hätte so gern mit ihm genäselt und drückte mein Mäulchen ans Glas und er von außen seins. Aber selbst, wenn ich mit den Pfötchen gegen die Scheibe schlug, durfte ich nicht raus. Das machte mich sehr traurig. Warum nur durfte ich nicht mit ihm spielen?
So vergingen die Jahre, die Kinder wurden größer und hatten nicht mehr so viel Zeit – mussten lernen, sich mit Freunden treffen oder am Computer sitzen. Wenn ich spielerisch mit der Pfote auf den Bildschirm schlug, schoben sie mich weg und sagten, das darf ich nicht. Komisch, früher fanden sie es lustig, wenn ich versuchte, die kleinen beweglichen Bilder zu fangen. Die Eltern strichen mir gedankenverloren über den Kopf, fütterten mich und wandten sich ihren Dingen zu. Ich vermisste mehr und mehr die Kuschel- und Spielstunden von früher. Vielleicht hatten mich meinen Menschen nicht mehr lieb?
Da sich keiner um mich kümmerte, musste ich irgendwie die Langeweile bekämpfen. Also beschloss ich, dass die Topfpflanzen eine neue Frisur benötigten. Meine Menschen schimpften fürchterlich mit mir, als sie die Bescherung sahen. Aber besser ausgeschimpft werden, als gar keine Beachtung. Als wieder einmal mein Katerfreund vor dem Fenster saß, während meine Menschen zu irgendeinem Freizeitvergnügen aufgebrochen waren, kratze ich völlig verzweifelt neben der Tür, weil ich doch so gerne zu ihm wollte. Das ist der Tapete gar nicht gut bekommen. Der Kater schaute interessierte zu und markierte dann von außen die Scheibe. Die Menschen, nachdem sie endlich am späten Abend wieder da waren, waren furchtbar sauer. Ich wurde mal wieder ausgeschimpft, das Fenster gereinigt. Danach lauerten sie dem Kater auf. Wann immer er sich zeigte, wurde er mit viel Lärm und Geschrei vertrieben. Irgendwann kam er dann nicht mehr. So verlor ich meinen einzigen Freund.
Die Beziehung zu meinen Menschen bestand irgendwann nur noch darin, dass sie mir zweimal täglich Futter gaben und mein Katzenklo reinigten. Letzteres zunehmend widerwillig. Als mein Klöchen mal wieder sehr schmutzig war, setzte ich – schließlich bin ich ein sehr reinliches Tier – aus Protest ein Bächlein daneben. Das gab aber mal ein richtiges Donnerwetter, und von da an wurde ich oft misstrauisch beobachtet.
Irgendwann waren die kleinen Menschen groß geworden. Sie packten ihre Sachen und gingen fort. Ich hatte die Hoffnung, dass die Eltern jetzt endlich mehr Zeit für mich haben, aber leider hatten sie so viel anderes zu tun: Fußball, Wellness, Kino, Arbeit und was weiß ich noch alles. Ich weiß sowieso nicht genau, was das alles ist, denn ich kenne doch nur unser Haus. Hätte ich nur einen Gefährten, mit dem ich mir die langen Stunden vertreiben kann, wenn sie wieder mal weg sind. Könnte ich nur mit jemandem kuscheln und spielen oder auch mal raufen. Stattdessen schlafe ich halt, um den Tag rumzukriegen. Ansonsten starre ich stundenlang aus dem Fenster. Vielleicht kommt mein Katerfreund ja doch irgendwann wieder vorbei.
Manchmal träume ich von meinen Geschwistern und von meiner Mama. In diesen Träumen mache ich all das, was mir im Hier und jetzt verwehrt ist. Dann bin ich für einen kurzen Moment glücklich. Wenn ich wieder aufwache, frage ich mich, ob sie auch manchmal an mich denken. Vielleicht sehe ich sie ja irgendwann, irgendwo wieder. Ich kann es kaum erwarten.
Eine Bitte an alle Katzenfreunde, die jetzt oder später einer Katze oder einem Kätzchen ein Zuhause geben und ausschließlich in der Wohnung halten müssen/wollen:
Nehmen Sie ein Pärchen auf, damit das Kätzchen nicht alleine ist und zu einem einsamen Einzeltier wird.
Fälschlicherweise denken noch viele, dass Katzen Einzelgänger sind. Das sind sie jedoch nicht von Natur aus. Sie werden erst vom Menschen dazu gemacht. Die jahrelange Haltung als Einzelkatze lässt das Tier nicht nur seelisch verkümmern, es kann auch durch fehlenden Kontakt zu Artgenossen soziales Verhalten verlernen. Manche Katzen, denen langfristig ein Partner vorenthalten wird, können Verhaltensstörungen wie Aggressivität, Depressionen, Unsauberkeit und Zerstörungswut entwickeln. Eine spätere Zusammenführung kann für solche Katzen sehr stressig bis unmöglich werden. Katzen sollten nur im Notfall in Einzelhaltung ohne Freigang gehalten werden, z.B. wenn es aus gesundheitlichen Gründen nicht anders geht. Dies sollte jedoch die Ausnahme bleiben. Der Mensch und andere Haustiere sind übrigens auch kein Ersatz für einen Katzenpartner.
Zum Thema Katzenvermittlung und -zusammenführung sowie zu allen Themen rund um die Katze beraten wir von SAMT gerne.
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Eine schreckliche Geschichte.Hoffentlich geschieht ein Wunder😢❤